Vitalzeichen

Josina von der Linden und Carolin Schneider


Eröffnung am Freitag, den 23. November 2018, 19 – 22 Uhr

Finissage mit Lebkuchenverkostung am Samstag, den 22. Dezember 2018 von 19 - 22 Uhr


24. November - 22. Dezember 2018

 

 

 

Vitalzeichen


Die Lebendigkeit eines Organismus ist von elementaren Lebensfunktionen abhängig. Atmung, Herzschlag, Körpertemperatur und Bewusstsein sind die wesentlichen Vitalzeichen des Menschen. Sie sind messbar und damit graphisch darstellbar. Lebendige Prozesse können durch an- oder absteigende Linien visualisiert werden. Herzfrequenzen zeigen sich in rhythmischen Kurven.


Beim Schreiben macht die Hand kreisende Bewegungen mit Ober- und Unterschwüngen.

Beim Zeichnen entstehen aus den Schwüngen Formen, denen wir Bedeutung verleihen können. Ebenso rufen wir die Welt in Worten auf, deren Bedeutung sich durch die Verschiebung von Klängen, bzw. Buchstaben kaleidoskopartig wandelt. In der Zusammenschau relativieren sich Richtungen und Bedeutungen. Wir versuchen die Spuren und Zeichen der inneren und äußeren Bewegungen zu bemerken und zu deuten. Dabei finden wir sowohl Widersprüchliches als auch Erhellendes sowie das Erscheinen der Dinge vor dem Benennen.


Carolin Schneider umkreist in ihren Zeichnungen den Bildraum als Ort paradoxer Täuschungen und des Bedeutungswandels. Sprachliche Identifizierungen werden ad absurdum geführt. Figürliches befindet sich im Schwebezustand zwischen Erscheinen und Verschwinden. Entlang der Konturen von Wahrnehmung wird Wirklichkeit erschaffen, die mehrdeutig und bruchstückhaft bleibt.


Josina von der Linden beleuchtet in ihren aktuellen Arbeiten - mittels Fotografie, Zeichnung, Assemblage sowie Audio/Videoarbeiten - Inhalte und Ästhetik bildgebender wissenschaftlicher Verfahren, mit denen uns Phänomene außerhalb unseres Vorstellungsvermögens vermittelt werden sollen.


Tot oder lebendig? Diese zentrale Frage stellen Carolin Schneider und Josina von der Linden mit ihrer Ausstellung. Die beiden Künstlerinnen spüren in ihren Arbeiten subtil humorvoll, teils spielerisch, manchmal ernst, die vielfältigen Vitalzeichen der sichtbaren und unsichtbaren Welt auf.

 

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Pale Shelter

mit Arbeiten von:

 

Katrin Hoffert ·
 Manfred Mich ·
 Oliver Möst ·
 Karla Neumeyer ·
 Silvia von Pock ·
 Claudia Sarnthein ·
 Sarah Thibault // eingeladen von Susanne Ring


Eröffnung am Freitag, den 26. Oktober 2018, 19 – 22 Uhr


27. Oktober 2018 – 17. November 2018

 

 

 

Pale Shelter · Tears for Fears


How can I be sure?
When your intrusion is my illusion
How can I be sure
When all the time you changed my mind
I asked for more and more
How can I be sure


When you don't give me love (You gave me pale shelter)
You don't give me love (you give me cold hands)
And I can't operate on this failure
When all I want to be is
Completely in command
How can I be sure


For all you say you keep me waiting
How can I be sure
When all you do is see me through
I asked for more and more
How can I be sure


When you don't give me love (You gave me pale shelter)
You don't give me love (you give me cold hands)
And I can't operate on this failure
When all I want to be is
Completely in command


I've been here before
There is no why, no need to try
I thought you had it all
I'm calling you, I'm calling you
I ask for more and more
How can I be sure


When you don't give me love (You gave me pale shelter)
You don't give me love (you give me cold hands)
And I can't operate on this failure
When all I want to be is
Completely in command


You don't give me love
You don't give me love
You don't give me love
You don't give me love
You don't give me love
You don't give me love


Songwriter: Roland Orzabal

 

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Odradek

mit Arbeiten von: 

 

Michael Bause, Harriet Groß, Myriam el Haïk, Charlotte Mumm,

Carsten Sievers und Francis Zeischegg

 

Eröffnung am Donnerstag, den 27. September 2018 um 19 Uhr

Zusätzliche Öffnungszeiten während der Berlin art week
Freitag 28.09 – Sonntag 30.09.2018, 13 – 16 Uhr

 

28. September 2018 – 20. Oktober 2018

 

 

 

„Wenn das Sinnlose das Sinnvolle überlebt, wird das Sinnvolle sinnlos“ - ist diese Lesart der seltsamen Figur des Odradek aus Franz Kafka's Erzählung „Die Sorge des Hausvaters“ nicht auch eine Metapher für den Zweifel am Sinn selbst in unserer agitierten, von Unbeständigkeit in sozialen, geopolitischen und territorialen Fragen geprägten Welt – oder ist Odradek nicht auch eine Chiffre für den aktiven,immer unabgeschlossen bleibenden Vorgang des kreativen Prozesses? Odradek wäre damit keineswegs der fertige Gedanke, das abgeschlossene Werk, sondern das sich immer wieder entziehende, bewegliche, erst zu findende Werk. Dem abwesenden Phänomen Odradek also, auf dass sich die von Harriet Groß eingeladenen Künstler von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus eingelassen haben, wird mit den Arbeiten und den daraus entstehenden Bezügen in dieser Ausstellung eine mögliche Form von Sichtbarkeit gegeben.


Michael Bause unternimmt in seiner Malerei, ausgehend von reiner Farbwirkung, ihrer Ausdehnungund ihrer Materialität, sensibel den Versuch Vernetzungen und Bezüge in ihrer Vielfältigkeit allein durch den Prozess des Malens in einer erstaunlichen Weise vorstellbar werden zu lassen. Oberflächen scheinen verschlossen, fast abweisend und ziehen den Betrachter zugleich in die Fläche hinein. Der Wechsel und das Ineinandergreifen von opaken mit lasierenden Elementen, von frei floatenden und fixiert scheinenden Objekten, lässt Räume in einer fast haptischen Qualität sich öffnen und auch wieder
verschwinden.
Reduzierter im Medium greift die französische Zeichnerin, Komponistin und Performerin Myriam el Haïk ihre marokkanischen und europäischen Wurzeln auf,und nähert sich ausgehend vom System der arabischen Sprache und deren Grundelementen dem Prozess mit repetitiven Notationen an. Sie erzeugt mit ihrer Wandzeichnung auf der starren Struktur des Untergrundes eine wunderbare vibrierende, atmende Fläche, die wie die Deutungen dieses eigenartigen Wesens Odradek, unendlich weitergehen könnte ohne je in ihrer Form festgesetzt zu sein.

 

Ebenso wie sich keine eindeutige Zuordnung dieses Namens im sprachlichen Raum vollziehen lässt, stellt sich diese Frageauch in seiner Gestaltfindung, die sich in den ungewöhnlichen Bildern von Charlotte Mumm herauslesen lässt. Die Unentschiedenheit der Figur zwischen Objekt und Subjekt zeigt sie auf kluge Weise mit dem Oszillieren zwischen diesen beiden Formen von Lesbarkeit. Das Gewicht des Bildträgers Holz lässt an eine scheinbare Verortung denken, zugleich widersetzen
sich die bemalten Fächen einer eindeutigen figurativ bzw abstrakten Zuweisung. Ihre Piktogramme und Zeichensetzungen fordern nahezu den Widerspruch zur emotionalen Direktheit heraus ohne ihm auszuweichen.

 

Der Wunsch zu fokussieren, das sich Entziehende in den Blick zu zwingen, aber auch die Gefahr der Manipulierung unserer Blicke und Interpretationen zeigt Francis Zeischegg in wunderbarer Weise. Ihre auf der Grenzfläche des Ausstellungsraumes aufgebrachten Folien-Plots von Suchern analoger und digitaler Kameras und Zielfernrohren thematisieren die Blickmanipulation in dem von außen oder innen gesteuerten Wahrnehmungsvorgängen unserer digitalisierten Zeit. Wo ist im Fall des Ausstellungs-raumes der öffentliche, wo beginnt der private Raum? Der Vorübergehende kann sich die verschiedenen Lesarten Odradeks in den Fokus nehmen oder auch als Besucher der Ausstellung den Blick durch die Brille der gerade gewonnenen Eindrücke auf den öffentlichen Raum richten.

 

Gehen wir von den Prozessen aus, die sich in vielen unserer täglichen Gedankenreflexionen vollziehen, findet Carsten Sievers dafür eine starke, sehr eigene Ausdrucksform. Durch ein Wiederholen einer Tätigkeit, wie Kafkas immer wieder neu ansetzendem Schreibvorgang, entsteht bei ihm mit der Form des Faltens und Übereinanderlagerns ein ruhiges, in seiner Art doch aufregend schönes Tableau. Die verschiedenen Arbeitsprozesse und Ausformungen seiner häufig in fortlaufenden Serien entstehenden Arbeiten, zeigen überall Elemente seines grundsätzlichen Interesses an weitestgehender Vielfalt bei
minimalistischem Formenvokabular. Weniger dem genialen Einfall geschuldet als dem Konzept der Wiederholung folgend, ermöglicht er sich damit ein Einkreisen und wieder Freilassen von Ideen.

 

Harriet Groß greift mit ihrer Installation die gegenläufige Bewegung von Zeigen und Verbergen, das komplexe Spiel von Anwesenheit und Abwesenheit, vom Sichtbarwerden eines Unsichtbaren auf. Unser Wunsch nach Strukturierung, Abgrenzen oder Definieren löst sich in den Zwischenräumen, im Flur, im Treppenhaus, im Gang, den eigentlichen Aufenthaltsorten Odradeks, auf. Hier ist alles in Bewegung, es fließt, Grenzen verschieben sich, Ordnungen weichen auf. Das Konzept des Abwesenseins lässt etwas Schwebendes zu, weil es keine endgültige, substanzielle Konturierung der Dinge erzwingt.

So überlebt vielleicht doch nicht das Sinnlose das Sinnvolle oder das Sinnlose erscheint nur sinnlos.

 

Harriet Groß, 2018

 

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über Malerei

Ulrike Buhl ·
 Jessica Buhlmann ·
 Isabel Kerkermeier ·
 Maja Rohwetter


Eröffnung am Freitag, den 24. August 2018, 19 – 22 Uhr


25. August 2018 – 15. September 2018

 

 

 

Über Malerei reden, das hat keinen Sinn. Indem man mit der Sprache etwas vermittelt, verändert man es. Man konstruiert solche Eigenschaften, die gesprochen werden können, und unterschlägt die, die nicht ausgesprochen werden können, die aber immer die wichtigsten sind.1


Eine vielzitierte Aussage, die auch im 21. Jahrhundert ihrem Kern nicht verliert – trotz (oder gerade wegen) der Digitalisierung ist Malerei auch in vielen anderen Medien präsent, oft als Reflexion über sich selbst. Die malerische Faszination einer Sache ist oft ein zentraler Anziehungspunkt einer künstlerischen Arbeit, dem man sich annähern möchte – sei es diffus, emotional, intellektuell oder von allem etwas.


Dass wir nicht unmittelbar mit den Augen malen! Auf dem langen Wege, aus dem Auge durch den Arm in den Pinsel, wieviel geht da verloren!2


Heute könnte man überlegen: auf dem langen Wege vom Auge durch den Arm zur Maus zum Computer zum Drucker, wieviel geht da verloren - könnte man nicht unmittelbar mit der Hand malen…? Oder: was gewinnt man hinzu?


Ulrike Buhl, Jessica Buhlmann, Isabel Kerkermeier und Maja Rohwetter zeigen aktuelle analoge Arbeiten, die sich teilweise mit der Digitalisierung auseinander setzen, von ihr beeinflusst sind oder selbstverständlich damit umgehen.
Die Bilder, Skulpturen und Objekte der vier Künstlerinnen befragen und kommentieren die nicht in Sprache fassbaren und nicht digital herstellbaren Eigenschaften von Malerei.
Gabriele Künne


1 - Gerhard Richter, Notizen 1964 - 1965
2 - Gottfried Ephraim Lessing, Notizen 1772

 

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SATELLIT #8 „import | export“ produzenten | galerie aus Dresden zu Gast bei Axel Obiger

mit Arbeiten von:

 

Manja Barthel ·
 Gilbert Brohl ·
 Steffi Engelhardt ·
 Antje Guske ·
 Thorsten Groetschel ·
 Andreas Hildebrandt ·
 Amelie Hüneke ·
 Ulrike Mundt ·
 Lucas Oertel ·
 Wieland Payer ·
 Cornelia Renz ·
 Simon Rosenthal ·
 Heinz Schmöller ·
 Tilmann Walther ·
 Gerard Waskievitz

 

Eröffnung am Freitag, den 20. Juli 2018, 19 – 22 Uhr

Es spricht Dorothée Bauerle-Willert


21. Juli 2018 – 11. August 2018

 

 

 

IMPORT//EXPORT – ist ein Austausch zwischen den beiden von Künstlenr betriebenen Räumen produzenten | galerie aus Dresden und Axel Obiger aus Berlin.
Angebot und Nachfrage werden im Warenhandel mit Importen und Exporten beantwortet und generiert. Die geographischen und soziografischen Unterschiede spielen dafür eine wesentliche Rolle. In diesem Projekt kuratiert jeder Raum aus den künstlerischen Positionen des anderen Raums eine Ausstellung und erschließt so neue Bezugsfelder, Diskusionsräume, Interessenten, Konsumenten.

 

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farbfluidum

Enrico Niemann und Elisabeth Sonneck

 

Eröffnung am Freitag, den 08. Juni 2018 um 19 Uhr

Finissage am Samstag den 14.Juli 2018 von 18 – 21 Uhr

 

Während unserer Sommerpause bleibt farfbluidum für Sie durch unser Schaufenster

sichtbar bis zum 14.07.2018. Schöne Sommeraussichten !

 

09. Juni 2018 – 14. Juni 2018

 

 

 

farbfluidum


Die Arbeiten von Enrico Niemann und Elisabeth Sonneck bewegen sich auf sehr unterschied- liche Weise an der Schwelle zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Fluidität kennzeichnet dabei nicht nur die beiden Arbeitsweisen, ablesbar in Elisabeth Sonnecks vielfach geschichteten, teils minimal versetzten, freihändigen Pinselzügen oder bei den zu Farbkrusten und -verläufen erstarrten Rinnsalen von Enrico Niemanns malerischen Prozessen, sondern auch die Farb- erscheinung, die bei beiden einen großen Reichtum an ineinander wirkenden Nuancen zeigt.

Die Räumlichkeit der Malerei ergibt sich auf nahezu konträre Weise in beiden Positionen:

 

Enrico Niemann nutzt in seiner Arbeit konstruierte Formen, um auf deren Oberfläche einen Acrylfarbüberzug zu erzeugen, der anschließend auf einen Papiergrund übertragen wird und damit die Spuren dieses Entstehungsprozesses nachvollziehbar werden lässt.

Bei Elisabeth Sonneck geht die Körperbewegung mit der Farberzeugung und mit den später ortsspezifisch erarbeiteten, flexiblen Formen einher. Diese ergeben sich mit der Materialspannung der Papiere, die, je nach Ort anders, präzise ausbalanciert werden.

Dementsprechend erlangt Farbe in Enrico Niemanns malerischen Objekten eine autonome, skulpturale Präsenz, hingegen leiten sich Elisabeth Sonnecks installative Formationen direkt aus den räumlichen Charakteristika ab. Diese Divergenzen verorten Niemann und Sonneck in einem offenen Prozess im Ausstellungsraum Axel Obiger, dessen Durchdringung mit Farbflächen ihn zu einem fluiden wie auch fragmentarischen Gesamtfarbraum werden lässt.

Niemanns Techniken zeigen ein Interesse am inneren strukturellen Aufbau der Farbschichten, doch noch vielmehr ist es das Spiel der changierenden Farben an der gefalteten, immer wieder gebrochenen Oberfläche, das den Blick des Betrachters zur Bewegung zwingt. In einigen neuen Arbeiten wird dieser Blick in den Innenraum des Objektes, beinahe introspektiv, gelenkt, so dass sich ein verdichteter, stets wandelbarer Farbraum bildet.

In ihren Farb-Installationen bezieht Elisabeth Sonneck sich auf Besonderheiten des jeweiligen Raumes, auch scheinbar Nebensächliches wie Ecken, Alterungs- und Nutzungsspuren. Die gegenwärtige Beschaffenheit wird zum Mitspieler der Farbsituation. Die Farbe wirkt dabei als emotionale Substanz - jeder Farbwert ist mit minimalen Differenzen wie schrägen Kontrasten angereichert - die mit dem Raum fusioniert und ihn transformiert.   

 

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„Korrespondenzen“

Alke Brinkmann und Cristina Barroso

 

Eröffnung am Freitag, den 11. Mai 2018 von 19 – 22 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

 

Artist Talk mit Dorothee Bauerle-Willert am Samstag, den 02. Juni 2018 um 17 Uhr
im Anschluss Finissage und Party 18 – 21 Uhr

Opening on Friday, the 11th of May 2018 at 7 pm
An exhibition catalog will be available.

Artists talk with Dorothee Bauerle-Willert on Saturday, June 2nd at 5 pm
Closing reception and party 6-9 pm   

12. Mai 2018 – 02. Juni 2018

 

 

 

Korrespondenzen
Dem Knaben, der an Karten und Stichen Freude hat,
Scheint das Universum wie sein Verlangen grenzenlos.
Ach! Wie ist die Welt so groß beim Schein der Lampen!
In den Augen der Erinnerung ist die Welt so klein!


Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen


Korrespondenzen versöhnen nicht, sondern bringen Extreme zur Anschauung.


Die visuellen Korrespondenzen der Künstlerinnen Cristina Barroso und Alke Brinkmann eröffnen ein irritierendes, turbulentes Wechselspiel von ferner Nähe, naher Ferne, von verschiedenen Blickebenen, von Zeiten und Räumen, von Unterschieden und Gemeinsamkeiten, beide Künstlerinnen finden Bilder, die die Grenzen des Sichtbaren ausloten und neu verorten. Differenziert und wagemutig formen diese Arbeiten weiter, was die Menschheit seit Anbeginn versucht: irdische und kosmische Gesetzmäßigkeiten und die Beziehungen zwischen Mikro- und Makrokosmos zu entdecken. Cristina Barroso und Alke Brinkmann sind Forscherinnen in Zwischenreichen, zugleich spielen sie souverän mit Farbe, mit der zeichnerischen Linie, mit Materialien und Bildträgern – und beim Betrachten der vielschichtigen Arbeiten geraten wir in Bildgefilde „die untereinander irgendwie zusammenhängen, die zwischen heute und einigen tausend Jahren früher irgendwo zu Hause sind.“1 Die beiden Künstlerinnen unternehmen Reisen in die Raum-Zeit, in Vergangenheit und Zukunft, in die Geschichte und das Gedächtnis der Welten und spannen in ihrer künstlerischen Reflexion „die uns mit der Welt
verknüpfenden Fäden auf, um sie erscheinen zu lassen.“2
Bilder sind mobil und mobilisierend. Sie durchqueren und organisieren Orte3 und eben darin besteht ihre raumbildende Praktik. Zugleich durchwandern die Bilder und Bildvorstellungen auch die subjektiven Geschichten, sie kommen von weit her, sie überschreiten kulturelle Räume, überkreuzen die Grenzen von Natur und Kultur, von Anthropologie und Mythos. Bilder sind aber immer auch Recherche der künstlerischen Medien, die sie jeweils in neuem Gewand einsetzen, im Spiel und Widerspiel von Inhalt und Form. (...)


Auzug aus dem Katalogtext von Dorothée Bauerle-Willert


[1] Robert Musil, Mann ohne Eigenschaften, Reinbeck bei Hamburg 1978, S. 113
[2] Maurice Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin 1966, S. 10
[3] Siehe dazu: Michel de Certeau, Kunst des Handelns, Berlin 1988, S. 215

 

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Wir feiern die 100ste Ausstellung.
 
Axel Obiger
Alke Brinkmann ·
 Thilo Droste ·
 Juliane Duda ·
 Harriet Groß ·
 Katrin Hoffert ·
 Gabriele Künne ·
Josina von der Linden ·
 Oliver Möst ·
 Matthias Moravek ·
 Enrico Niemann ·
 Susanne Ring ·
 Maja Rohwetter

lädt Euch ein mit uns zu feiern.

Wir haben alle 300 KünstlerInnen der vergangenen 99 Ausstellungen eingeladen uns eine Arbeit im Format A4 zu mailen – und haben über 200 Einsendungen bekommen.

Eröffnung am Freitag, den 13. April 2018, 19 – 22 Uhr

Finissage und Katalogpräsentation am Samstag, den 05. Mai 2018, 19 – 24 Uhr

 

14. April 2018 – 05. Mai 2018

 

 

 

Matthäus Thoma · Jörn Gerstenberg · Dirk Krecker · Katja Sonnewend · Gereon Krebber · Harriet Groß · Susanne Ring · Oliver Möst · Bettina Cohnen · Sylvia Henrich · Sabine Hornig · Veronika Kellndorfer · Andreas Koch · Sinta Werner · Maja Rohwetter · Denis Darzacq · Myrtia Wefelmeier · Stephanie Senge · Klaudia Stoll · Jaqueline Wachall · Christine Fenzl · James Sterling Pitt · Kirk Stoller · Mady-Alem Akec · Radu Gladven · Yoto Mo · Paul Shefter · Robert Wilschatt · Katja Bilo · Dorothee Berkenheger · Knut Eckstein · Alke Brinkmann · Katrin von Lehmann · Hansjörg Schneider · Ralf Bittner · Martin Eberle · Wolfram Hahn · Vadim Schaeffler ·
 Gabriele Künne · Anita Kapraljevic · Josip Mijic · Cristina Rodrigo · Friederike Ruff · Yuri Englert · Joulia Strauss · Aleksandar Nesic · Andrej Glusgold · Ursula Böhmer ·
 Katrin Hoffert · Andreas Greiner · Iris Musolf · Albrecht Noack · Frank Peters · Ina Sangenstedt · Enrico Niemann · Jana Slavik ·  Andrea Wilks · Stephen Wilks · Betty Böhm · Brice Bourdet · Harald Hofmann · Nana Kreft · Abe Rechterschot · Katharina Moessinger · Oliver Schmidt · Tian Tian Wang · Tatjana Fell · Fernando Niño-Sanchez · Ulrich Schreiber · Juliane Zelwies · Matthias Moravek · Anthony Werner · Norbert Artner · Ulrich Vogl · Stefka Ammon · Astrid Busch · Esther Ernst · Anne Gathmann · Annette Gödde · Stine Gonsholt · Kerstin Gottschalk · Franziska Hünig · Susanne Huth · Andreas Lang · Dieter Lutsch · Anja Majer · Anke Mila Menck · Antonia Nordmann · Uta Päffgen · Katja Pudor · Anne Vorbeck · Claudia Weber · Robert Estermann · Michaela Tröscher ·
 Andrea Übelacker · Marc Jung · Jens Nordmann · Heike Gallmeier · Ute Ringel · Martin G. Schmid · Sabine Tress · Tim Trantenroth · Ludwig Bräutigam · Bettina Khano · Christl Mudrak ·
 Alexa Kreissl · Kata Unger · Matthias Beckmann · Esther Horn · Arnold Landen · Gabriele Worgitzki · Thekla Ehling · Norbert Wiesneth · Josina von der Linden · Masko Iso · Ivan Boškovic · Thomas Behling · Zuzanna Skiba · Franca Bartholomäi · Florian von Ploetz · Jan Schwerdfeger · Cosima Göpfert · Julia Schimtenings · Bruno Lipp · Sandrine Mahéo · Kirsten Jäschke ·
 Christiane Bergelt · Anne Brannys · Norbert W. Hinterberger · Astrid Menze · Selket Chlupka ·
 Heather Allen · Thilo Droste · Heike Hamann · Andrea Blumör · Vládmir Combre de Sena · Heide Khatschaturian · Helmut Werres · Sabine Zimmermann · Jan Beumelburg · Gudrun Kenschner · Daniela Hoferer · Katia Kelm · Michaela Meise · Silvia von Pock · Jehoshua Rozenman · Maria Schoof · Eva Wisbauer · Cornelia Wissel · Gloria Zein · Christoph Bangert ·
 Thomas Brüggemann · Hans-Martin Asch · Henning Kappenberg · Jakob Roepke ·
 Isabel Kerkermeier · Simone Lanzenstiel ·
 Catherine Lorent ·
 Tom Früchtl ·
 Roland Boden ·
 Pauline Kraneis ·
 Tim Stapel · Frank Diersch ·
 Thorsten Futh ·
 Nikola Irmer ·
 Thierry Perriard ·
 Hans-Peter Stark ·
 Andreas Trogisch ·
 Edgar Zippel ·
 Christoph Roßner ·
 Sencer Vardarman ·
 Barbara Müller ·
 Klara Li ·
 Peter Dobroschke ·
 Philipp Hennevogl ·
 Peter Hock ·
 Manuel Frolik ·
 Holger de Buhr ·
 Juliane Duda ·
 Thomas Nitz ·
 Jens Wohlrab ·
 Roman Klonek ·
 Kaisu Koivisto ·
 Kristina Rutar ·
 Benjamin Badock ·
 Annedore Dietze ·
 Chris Dreier ·
 Tobias Heine ·
 Michael Schäfer ·
 Daniela von Waberer ·
 Clemens Wilhelm ·
 Albert Braun ·
 Marcus Lerviks ·
 Oskar Lindström ·
 Mika Hannula ·
 Marikke Heinz-Hoek ·
 Erika Plamann ·
 Cordula Prieser ·
 Stefan Geyer · Wanda Stolle.

 

 

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"es zieht vorbei"

Matthias Moravek und Wanda Stolle

 

Eröffnung am Freitag, den 16. März 2018, 19 – 22 Uhr
Künstlergespräch, im Anschluss Finissage, am Sonntag, den 08. April 2018, 17 – 21 Uhr

 

17. März 2018 – 07. April 2018

 

 

 

„Alles, was wir über die Sterne und über die Weiten und Tiefen des Kosmos wissen und in Zukunft noch werden erfahren können, kommt zu uns über das Licht.“*
Ungefähr acht Minuten braucht das Licht der Sonne bis auf die Erde. Doch was, wenn es einmal ausbleibt? Für die Beobachtung des Himmels wurden in den letzten hundert Jahren immer bessere, lichtstärkere und spezialisiertere Instrumente geschaffen. Trotzdem übersteigt etwa die Größe der Sonne und die Menge der in ihr eingeschlossenen Materie und Energie ebenso wie die Gewalt der sich am Himmel abspielenden Phänomene, Veränderungen, Wirbel, Stürme und Orkane unsere Vorstellung-skraft. In der Ausstellung „Es zieht vorbei“ geht es jedoch weder um astronomische Beobachtungen im wissenschaftlichen Sinn, noch um eine exakte Kartografie- rung des Weltalls und noch viel weniger um eine korrekte Wiedergabe von Himmels- oder Wetterphänomenen. Vielmehr untersuchen Matthias Moravek und Wanda Stolle dieses Gebiet mit bildnerischen Mitteln. Gemeinsam ist beiden dabei ein Interesse an atmosphärischen Bildräumen einerseits und klar begrenzten Flächen andererseits, die letztendlich nie ganz zu enträtseln sind. Beide beziehen sich zudem auf die Form der Banderole, deren ursprüngliche Funktion als Kenn- zeichnung eines Territoriums ad absurdum geführt wird und so als Leerstelle zwischen den Momenten von Repräsentation und deren Negation fungiert. Darstellungsmodi und deren Wahrnehmung – hier schließen sich Moravek und Stolle zusammen.


Matthias Moravek untersucht in seiner Malerei die bildnerische Darstellbarkeit von Wolken, Gebirgs-zügen, Ebenen, Dschungeln und Territorien, Landschaften im weitesten Sinn also. Seine Arbeiten sind stark aus der Farbe gedacht und changieren dabei stets zwischen Figuration und Abstraktion. Einen Bezug zum Thema der Ausstellung bilden neben den Wolkenstudien der „Sky Studies“ auch die Arbeiten „Tambora I & II“. Diese beziehen sich auf einen gleichnamigen Vulkan, der 1815 in Indonesien ausbrach und dessen Aerosole den Himmel über Europa für drei Jahre lang verdunkelte und durch eine veränderte Lichtbrechung atmosphärische Farbphäno- mene erzeugte. Dies hatte nicht nur zahlreiche wirtschaftliche und politische Konsequenzen, sondern beeinflusste auch die Bildende Kunst und die Literatur der Zeit. Die vulkanische Farbwolke wird in der Ausstellung sinnbildlich zum Ursprung von Moraveks Malerei. Matthias Moravek ist seit 2017 Künstler bei Axel Obiger.


Wanda Stolle entwickelt ihre Arbeiten in dem Spannungsfeld von Skulptur und Zeichnung. Die großen Wandobjekte, in Form gezwungene Holzplatten, schälen sich als überdimensionale, gewundene Bögen von der Wand und vermitteln Momente des Zeigens und Verbergens und befragen so die Wahrnehmung von Bildlichkeit. Die Ordnung verleihenden Linien der Tusche-arbeiten, welche als strukturgebende Elemente die Zeichnungen durchziehen, erweisen sich bei näherer Betrachtung als in das Papier geschnittene Auslassungen. Sie sind Spuren eines bildhauerischen Eingriffs auf der Fläche. Dem konstruktivistischen Charakter der Zeichnungen geht ein Akt der Dekonstruktion im Entstehungsprozess voraus. Medium und Material werden zu gleichberechtigten Gestaltungsmitteln. Ausgangspunkt für die Entstehung der Arbeiten bildet die Sammlung von Abbildungen und Fotografien – etwa Bilder von bildhauerisch ausgeführten Faltenwürfen, von Gesteinsformationen und astronomischen Aufnahmen.
Ziehen Sie nicht vorbei! Bleiben Sie stehen!
—-
* aus: „Das Weltall im Bild“, Hans Haffner, 1967

 

Download mit Fotos, Text und Raumplan zur Ausstellung "es zieht vorbei"
Ausstellungsarchiv_3.2018_es_zieh_vorbei
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SATELLIT #7 „Galerie des Westens“  Offene Systeme

mit Arbeiten von:

 

Marikke Heinz-Hoek ·
 Gabriele Künne ·
 Erika Plamann ·
 Cordula Prieser ·
 Maja Rohwetter
 
Eröffnung am Freitag, den 16. Februar 2018, 19 – 22 Uhr

17. Februar 2018 – 10. März 2018

 

 

 

Ein dampfender Kochtopf, ein gefrorener Fisch in der Sonne…ursprünglich aus der Thermo-dynamik stammend, wird ein System als offen bezeichnet, wenn an seinen Schnittstellen hin- sichtlich einer seiner Kategorien ein Austausch stattfindet, dessen Energiebilanz ungleich null ist.
In der Informationstechnik wiederum versteht man unter einem offenen System eine Systemum-gebung, die durch offene Schnittstellen Interoperabilität, Portabilität und Erweiterbarkeit sichert.
Diese Ausstellung öffnet eine Schnittstelle für den Austausch zwischen den Systemen „GaDeWe (Galerie des Westens) Bremen“ und „Axel Obiger Berlin“.
Interoperabilität, also die Fähigkeit zur Zusammenarbeit von Systemen, kann durch gemeinsame Standards gesichert werden. Interoperabilität kann aber auch die Fähigkeit unabhängiger heterogener Systeme sein, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten ohne vorherige Absprachen.
Dabei muss sich Interoperabilität nicht auf Informationsaustausch beschränken, sondern kann auch auf konzeptueller oder semantischer Ebene ansetzen.


In diesem Sinne zeigt die aktuelle Ausstellung die Interoperabiltät der zwei Systeme „GaDeWe"  Bremen und „Axel Obiger" Berlin, die strukturell sehr unterschiedlich funktionieren, sowie der jeweiligen künstlerischen Systeme der ausstellenden Künstlerinnen Marikke Heinz-Hoek, Cordula Prieser und Erika Plamann aus Bremen und Gabriele Künne und Maja Rohwetter aus Berlin. Alle verfolgen innerhalb ihrer eigenen sehr heterogenen Systeme eine Offenheit und Durchlässigkeit hinsichtlich der Kategorien, in denen die jeweilige künstlerische Arbeit sich bewegt. Absichtlich werden Erwartungen an ein Genre oder ein Material in Frage gestellt, um das System für Unerwartetes zu öffnen.

Marikke Heinz-Hoek legt in ihrer Videoarbeit durch die verändernde Wirkung der Erinnerung autobiografische Erinnerungsräume frei. Cordula Prieser nutzt Teile von Alltagsmöbeln und grundlegende textile Techniken wie das Stricken zur Flächenerzeugung für die formale, inhaltliche und räumliche Erweiterung ihrer Skulpturen. Erika Plamann arbeitet mit der Transformation von festgelegten Klischeefiguren aus Rollen eines gängigen Kitschbegriffs in wächsernen Figurationen an der Grenze zur Abstraktion. Gabriele Künne wählt für ihre keramischen Plastiken statt traditionellem Modellieren das Falten und Bearbeiten glatt ausgerollter Flächen, die beinahe industriell wirken. Die einseitige Glasur suggeriert eine Innen-und Außenseite; die Formensprache hinterfragt die keramische Form als Hohlkörper. In den Collagen von Maja Rohwetter verbinden sich bekannte und unbekannte Formen auf unterschiedlichen Ebenen malerischer und digitaler Repräsentation. In den entstehenden Bildräumen gerät der Realtitätsbegriff ins Schlingern.


Wir sind gespannt, welche Transfers von Wahrnehmung und Bedeutung zwischen den Exponaten entstehen und welche Erkenntnisse sich auch hinsichtlich der beiden Systeme GaDeWe und Axel Obiger ergeben.


Seit 27.1. bis 2.3. ist in Bremen die Kooperationsausstellung „Leerende Gähne“ mit den Axel Obiger- Künstlern Harriet Groß, Thilo Droste und Matthias Moravek und dem GaDeWe- Künstler Michael Wendt zu sehen

 

 

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SATELLIT #6 „ZURÜCKBLEIBEN!“

finnfemfel: Albert Braun ·
 Marcus Lerviks ·
 Oskar Lindström // Gast: Mika Hannula


Eröffnung am Freitag, den 12. Januar 2018, 19 – 22 Uhr


13. Januar 2018 – 10. Februar 2018

 

 

 

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Die Ansage „Zurückbleiben!“ irritiert.

Besonders für ausländische Berlin-Besucher ist sie unverständlich und gerade deshalb einprägsam. Für Muttersprachler hat das Wort „zurückbleiben“ eine eindeutig negative Konnotation – man bleibt zurück, die anderen fahren, oder man wird zurückgelassen, kann nicht mithalten, ist überflüssig, zurückgeblieben?
Umso merkwürdiger, dass man zu so einer passiven Tätigkeit aufgefordert wird, früher von den Zugabfertigern live und recht barsch, heute mit einer neutral bis sexy klingenden entschärften Stimme vom Band und dem Zusatz „Bitte“.
 
Die S-Bahn Berlin reagiert damit nach eigener Aussage auch auf „eine zunehmende Risikobereitschaft, „um jeden Preis“ den bereits abgefertigten Zug noch zu erreichen.“
Die rot aufleuchtende Lampen über den Türen und der berühmte S-Bahn-Dreiklang allein reichen da wohl nicht. Geht es vielleicht gar nicht um Fakten, nicht darum einzusteigen, nicht darum, dass sich Türen schließen, sondern um das Zurückbleiben als Handlung, als Haltung,

als Gefühl?

Über diese kurze Ansage kann man viel nachdenken. Über Sozialdarwinismus, das Scheitern an der großen Stadt (oder der großen Stadt selbst), preußischen Gehorsam, Globalität und Lokalität, Beförderungsbedingungen...
Das organisierte Chaos in dieser Ansage ist Teil des Berlin-Gefühls, es bietet den lebens-notwendigen Spielraum für Ambivalenzen, der durch das destruktive Chaos des politischen Populismus immer kleiner zu werden droht.
 
In Hamburg wurde die Ansage 2014 abgeschafft, Berlin behält sie bei.
Wahrscheinlich gerade weil sie so schön uneindeutig ist wie die Stadt selbst.
 
Für diese Austellung hat Axel Obiger die finnische Künstlergruppe finnfemfel eingeladen.
finnfemfel versteht sich als eine Plattform für die Zusammenarbeit der Mitglieder und eingeladener Gäste an gemeinsamen Projekten, oft über große geografische Entfernungen hinweg. Ideen werden kooperativ entwickelt, organisiert und realisiert; daher sind die Ergebnisse nicht als individueller Ausdruck zu sehen.
Die Projekte sind entweder Simulationen oder basieren auf erzählerischen Aspekten, aber sie enthalten immer groteske, fiktive, dokumentarische und humorvolle bis komische Elemente.
Unterschiede, die aus der jeweiligen künstlerischen Praxis und der geographischen Verortung der Mitglieder herrühren, bereichern als positive Faktoren die Projekte von finnfemfel.

Maja Rohwetter, 2018

 

 

English version

 

The announcement “Zurückbleiben!” (Stay back!) is irritating. Especially for foreigner visiting Berlin, it is incomprehensible and therefore catchy. For native speakers, the word “zurückbleiben” has a clearly negative connotation – you stay behind, others go, or you’re left behind, can not keep up, you’re superfluous, retarded?

It is very strange that you are ordered to such a passive activity, earlier live and very harsh by a supervisor, today by a neutral and sexy-sounding defused recording and with the addition “Please”.

By their own statement, the S-bahn in Berlin try to prevent the commuters “increasing willingness to take risks” at any price “to catch already departing trains.” The red flashing lights over the doors and the famous S-bahn sound-triad alone are surely not enough. Perhaps it’s not all about the facts, not about getting involved, not about the closing doors, but about being left behind as an action, an approach, a feeling?

 

This announcement give you many things to contemplate about. About social Darwinism, the failure of the big city (or the big city itself), Prussian obedience, global and local, transport conditions… The organized chaos in this announcement is part of the Berlin feeling, it provides the vital space for ambivalences that threatens to become smaller and smaller through the destructive chaos of political populism. 

In Hamburg, the announcement was abolished in 2014, Berlin keeps them. Probably because it is as ambiguous as the city itself.

 

For this show Axel Obiger has invited finnfemfel to reallise a project in our space.

finnfemfel is a joint platform for the individual and invited members for collective projects.

Ideas are developed, organised and realised through collaboration; thus the results cannot be seen as individual expressions.

The projects are either simulations or are based on aspects of narrative, but they still contain grotesque, fictive, documentary and humorous/comic elements. Differences that result from the members’ own artistic praxis and geographical distribution are positive factors that enrich our projects.

 

(A free translation of Maja Rohwetters text for Axel Obiger)

 

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