CASINO
mit Arbeiten von:
Norbert Artner · Alke Brinkmann · Katrin von Lehmann · Klaudia Stoll · Ulrich Vogl
Eröffnung am Freitag, den 13. Dezember 2013 um 19 Uhr
14. Dezember 2013 – 11. Januar 2014
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FRÜHER WAR ALLES BESSER
Oliver Möst und Anthony Werner
Eröffnung am Freitag, den 08. November 2013 um 19 Uhr
Künstlergespräch am Samstag, den 07. Dezember um 19 Uhr
„das über vergessen und den weißt Du noch erinnern“
08. November 2013 – 07. Dezember 2013
„Früher war alles besser ...da war noch ein Buch aus Papier / da waren alle Nächte länger / und noch Alkohol in Bier / früher fand jeder Arbeit / Da hatten wir noch echtes Geld / Da waren die Banken noch nicht pleite / es gehörte uns die Welt“¹
War früher alles besser? titelt die taz am 12.06.2012, und breitet ein Tableau der engstirnigen, reglementierten Gesellschaft, deren Werte und Lebensvorstellungen in den 1950er und 60er Jahren der Bundesrepublik aus. Ende der 60er Jahre kommen Oliver Möst und Anthony Werner auf die Welt, gehen gemeinsam zur Schule und werden Freunde.
Früher war alles besser - auch die Zukunft, lautet die Schlagzeile eines anderen Artikels in der Welt vom 11.09.2010. Eins war früher besser, bemerkt der Autor Michael Miersch, man war jünger. Vieles sah, erlebte man zum ersten Mal, Intensitäten, die sich später selten wiederholen. Der Aspekt der Veränderung spielt eine Rolle beim älter werden. In der Rückschau wird vieles anders gesehen und anders bewertet. Wie sieht man z.B. später die Fotos aus der eigenen Kindheit ?
Der Berliner Künstler Oliver Möst zeigt in dieser Ausstellung Fotos aus seiner Kindheit, die er mehreren Reproduktionsprozessen unterworfen und mit seiner eigenen Sehschwäche versehen hat - sodass das unscharf gewordene Foto als individuelle Erinnerung in den Hintergrund tritt und zu einer allgemein gültigen, beinahe kollektiven Erinnerung einer bestimmten Gesellschaft zu werden scheint. Diffuse Farbflächen, die Körper, Schatten und Raum gerade noch erkennen lassen, führen den Betrachter in eine watteweiche Erinnerungs-Welt. Das Verschwimmen der Identitäten und gewohnten Eindeutigkeiten öffnet bei dieser Arbeit das Feld für Überlegungen zur eigenen Wahrnehmung, zur Kategorisierung von Gesehenem und Erlebtem. Die ornamental gestalteten Bucheinbände der Insel-Bücherei dienen für Möst als Vorlage für die Rahmung der Fotoserie, und aus dem jeweiligen Titel des Buches ergibt sich - passend zum jeweiligen Motiv - der Titel der fotografischen Arbeit. Die Bucheinbände gehören für den Künstler zum gleichen visuellen und emotionalen Speicher wie die Fotos und stellen so eine atmosphärisch verdichtete Umgebung für diese konzeptuelle Arbeit her.
Anthony Werner zeigt abstrakte Malerei, die dynamisch-skripturale Elemente beinhaltet, ebenso wie
starkfarbige, gestisch gemalte Flächen. Streetart - und Comic-Assoziationen drängen sich auf, werden jedoch teilweise durch Übermalungen wieder gebrochen und verweisen auf eine expressive Malerei
im Zusammenhang mit Bewegung, Farbe und Raum. Flächen, Linien, angeschnittene Bildelemente und der heftige, schnell ausgeführte Farbauftrag lassen die Bilder von Werner scheinbar aus dem Rahmen
treten und eine räumliche Qualität erlangen.
Der Münchner Künstler zeigt außerdem die Arbeit „Terrain“, die aus 18 Wand-Objekten besteht. Grundlage ist eine freie, ungegenständliche und schnell ausgeführte Zeichnung, die durch ihren
skripturalen Gestus an Tags erinnert, sich hauptsächlich aber mit den Mitteln und Möglichkeiten der Zeichnung auseinander setzt. Auf Eisen übertragen, per Laser ausgeschnitten und schwarz geölt,
konterkariert die „Eisenzeichnung“ die Formensprache der schnellen territorialen Markierung.
Werner und Möst setzen sich in der aktuellen Ausstellung auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit dem Phänomen der eindeutigen Erkennbarkeit, Zuordnung von Bekanntem und Erinnerung auseinander. Beide reizen die Grenzen und Möglichkeiten der jeweiligen Medien für ihren Kontext aus. Die beiden Positionen stellen ein spannungsvolles Gegenüber und Miteinander dar, das es als adäquate Erinnerung zu bewahren gilt.
Gabriele Künne 2013
¹aus: Songtext der Rockband Saltatio Mortis

MÜBAFIX
Gabriele Künne und Matthias Moravek
Eröffnung am Freitag, den 04. Oktober 2013 um 19 Uhr
Künstlergespräch am Samstag den 02. November 2013 um 19:30 Uhr
05. Oktober 2013 – 02. November 2013
In der aktuellen Produktinformation zum Gerüstsystem FIX 70 der müba GmbH & Co. KG wird das müba
Rahmengerüst FIX als eine "sicherheitstechnisch durchdachte Konstruktion in Großserienproduktion" beschrieben, das "eine sichere und wirtschaftliche Investition in die Zukunft"
gewährleistet.
Weniger um Sicherheit, keinesfalls um Großserienproduktion und auch nicht um wirtschaftliche Investitionen geht es bei der Kooperation "mübafix" von Gabriele Künne und Matthias Moravek. Vielmehr
um Gerüstsysteme als Ausgangspunkt für Konstruktionen, die sich mit den Grenzbereichen und Übergängen von Fläche und Raum, Malerei und Skulptur auseinandersetzen.
Sicherheit und Stabilität als Erfolgsgarant werden bei Künne&Moravek in ihr Gegenteil verkehrt - Verbindungen werden auf die allernötigsten Elemente reduziert und halten die
Gesamtkonstruktion in einer fragilen Balance, die keine zusätzliche Belastung erlauben würde.
Unterschiedlich bemalte Flächen, Holzlatten und Stäbe, die hinter-über-und nebeneinander befestigt sind, erzeugen durch die gerüstartigen Konstruktionen eine irritierende Form des räumlichen
Eindrucks. Glatte Baumarkt-Materialien, gefundene, verlebte Holzteile und Sägereste fügen sich zu räumlich-architektonischen Gebilden und werden durch einen differenzierten Umgang mit Farbe und
industriellen Materialoberflächen zu poetischen, farbigen Objekten. Bemalte Flächen werden durchbrochen, konstruktiv wichtige Stellen sind beschädigt, ausgefranst.
Die Kooperation "mübafix" ist von den Künstlern als temporäres Projekt angelegt; beide verfolgen parallel dazu
ihre eigene künstlerische Position.
Die Bildhauerin und Installationskünstlerin Gabriele Künne entwickelt aus Materialien wie Holz, Epoxidharz, Acrylglas, Draht, Stahl, Papier oder Keramik abstrakte dreidimensionale Objekte und
Zeichensysteme, die oft wie planerische Szenarien oder modellhafte Versuchsanordnungen inszeniert sind. Sie geht von den rationalen Dispositiven moderner Städte und Landschaften aus und
unterzieht die unterschiedlichen Vorgehensweisen des planenden Menschen einer genaueren Betrachtung. Architektur-Fragmente, urbane Strukturen und Teil-Aspekte von Landschaft und Natur werden
reduziert und assoziativ verwendet, dekonstruiert und rekombiniert. Die Künstlerin kombiniert alltägliche Materialien mit artifiziellen Formen und transformiert sie in eine symbolartige Ebene,
die von Wahrnehmung und Erkenntnisvermögen handelt. Die seit einigen Jahren entstehende Werkreihe des "Arbeitsplatzes" operiert ähnlich wie bei den mit Moravek enstandenen Arbeiten mit instabil
wirkenden Konstruktionen aus Holz, bei denen Material, Format, Größe und Anordnung eine Rolle spielen.
Der Maler Matthias Moravek setzt sich in seinen Arbeiten mit bildnerischen Strategien der Entdeckung,
Eroberung und Inbesitznahme von Landschaften, Regionen und Kontinenten auseinander. Die motivbildenden weißen Flächen fungieren hierbei als Platzhalter, thematisieren die An- und Abwesenheit des
agierenden Personals und bestärken die Funktion der Bilder als Sehnsuchtsorte. Die gezeigte temporäre Architektur, Zelte und biwakartige Konstruktionen bieten möglicherweise eine vorübergehende
Zuflucht und verdeutlichen den Gegensatz zwischen Architektur und Natur, Konstruktion und Dekonstruktion sowie zwischen geometrischer Abstraktion und Chaos.
Wie bei den mit Gabriele Künne entwickelten Objekten changiert der Farbauftrag dabei zwischen transparent-lasierend, schlierig, zerlaufend, fleckig und körperhaft-pastos und enthält damit beides:
Kontrolle und Zufall.
In der aktuellen Ausstellung werden Ergebnisse der Kooperation Künne & Moravek zu sehen sein, die bildhauerische und malerische Ausdrucksmöglichkeiten in ihrer Kombination und ihrem Spannungsfeld untersuchen. Neben den Arbeiten der Werkreihe „mübafix“ werden auch Einzelarbeiten der Künstler zu sehen sein, die verschiedene Ausgangspunkte und Schnittstellen der Zusammenarbeit erkennbar werden lassen.

VOCABULARY
Harriet Groß und Beate Terfloth
Eröffnung am Freitag, 30. August 2013 um 19 Uhr
31. August 2013 – 28. September 2013
Dem Ausdruck und den Möglichkeiten der Linie, der geplanten und genau ausgeführten Linie wie auch der scheinbar beiläufig entstandenen oder kaum kontrollierten Linie gilt die Aufmerksamkeit von Harriet Groß und Beate Terfloth. Die Künstlerinnen entwickeln in ihrer Arbeit ein zeichnerisches Vokabular, das sie in unterschiedliche Richtungen treibt. Beide verstehen dabei jedoch die Zeichnung als Medium im Raum, die Zeichnung als raumveränderndes, raumprägendes und letztlich auch als räumliches Medium.
Harriet Groß forscht seit längerem zum Themenkomplex der Zwischenräume. Räume, die sich zwischen der äußeren
Wirklichkeit und der subjektiven inneren Wahrnehmung befinden. Die Überlegungen zu diesem Zwischenbereich manifestieren sich in ihren Zeichnungen, Cut-outs und objekthaften Arbeiten.
Ist es die Wand, auf der sie mit Schnüren Raumskizzen entwirft, mit dem Cutter auf dem Papier kaum wahrnehmbare Ritzungen hinterlässt oder in Metallfolie Linien zieht, wodurch sich durch das
Herauslösen von Flächen teils Durchlässe und damit eine Welt von Schatten ergeben; immer kreist sie um die Räume, die sich durch das Bearbeiten und Kombinieren des Materials in ihrer
Vielschichtigkeit zeigen.
Die Formen und Motive wechseln zwischen teilweise erkennbaren Gegenständen und Abstraktionen.
Während einer Asien-Reise im Sommer 2013 hat die Künstlerin vor allem in der japanischen Architektur Elemente gefunden, die ihren Überlegungen visuell entsprechen und aus den dort entstandenen
Skizzen Arbeiten für die aktuelle Ausstellung entwickelt.
Die Neonarbeiten von Beate Terfloth sind dagegen ganz auf elementare Linien reduziert, die zunächst auf eine -
für dieses Medium typische - Zeichenhaftigkeit schließen lassen. Eine eindeutige bildhafte Zuordnung machen sie jedoch nicht möglich. Stattdessen geht es um die Linien selbst und ihre Wirkung auf
den Raum, den sie durchlaufen. Landschaftszeichnungen, in denen die Künstlerin ihr „Vokabular“ immer wieder anreichert, sind der Ausgangspunkt der Neonarbeiten, deren Linien in offener,
reduzierter Form mit der Umgebung in einen durchlässigen Dialog treten.
„Die mühelos fliessende Linie und aufwendig gebogenes Material treten miteinander ebenso in Bezug wie das intime Format der Zeichnung und die Signalhaftigkeit der Lichtinstallation- der Modus des
Aufzeichnens trifft auf den Modus des Ausstrahlens „ ¹
In den Räumen von Axel Obiger zeigt Beate Terfloth eine Neon-Arbeit, die sich in eine spannende
Korrespondenz zu den zeichnerischen Arbeiten von Harriet Groß begibt.
Die Ausstellung „Vocabulary“ zeigt, was Zeichnung aktuell sein kann - vor allem in ihrem Verhältnis zum Raum. Gabriele Künne, 2013
¹ Manuela Ammer im Text „every wall is a door“, Salzburger Kunstverein 2012
Im Rahmen der Ausstellung vocabulary zeigen wir am 20.09.2013 um 19:30
No more words, no other thougts. About the rituals of speaking. von Juliane Zelwies
Richard and Felix (Part 1), Berlin / London 2012, 20 min, HD (ENGLISH)
Two men meet on a quiet afternoon at Speaker‘s Corner in the Hyde Park, London. While one is rehearsing a speech for an upcoming audition, the other is walking past, and stops to listen out of curiosity. They start chatting, they shake hands, they talk a little more - about their beliefs, values and the constraints of ‚the society‘ - and eventually they part again. „Richard and Felix“ is one part of a cycle of works which look into different aspects of rhetoric. Further parts are in progress. Richard and Felix has been shown as part of the project „Ambiguous Being- Who is afraid of identity?“ at tamtamArt,
Berlin; KAV16 Community Gallery, Tel Aviv (Israel); Digital Art Lab, Holon (Israel); Hong-Gah.

HOCHSITZE
Ulrich Schreiber
Finissage am Freitag, den 23. August 2013 um 19 Uhr
08. August 2013 – 24. August 2013
Wiedereröffnung der Galerie nach der Sommerpause mit Umtrunk und Künstlergespräch mit Ulrich Schreiber. Die Ausstellungsräume bleiben bis zum 23. August geschlossen.
"Hochsitze" ist 24 Stunden / 16 Tage und Nächte im Schaufenster der Galerie zu sehen.

ADAPTER
Gabriele Worgitzki und Jörn Gerstenberg
Eröffnung am Freitag, den 05. Juli 2013 um 19 Uhr
Künstlergespräch und Lesung, am Freitag, den 19. Juli um 19 Uhr
06. Juli 2013 – 03. August 2013
Adapter · Kooperative Wandzeichnungen von Gabriele Worgitzki und Jörn Gerstenberg
Das kooperative Zeichnen ist eine Suche nach künstlerischer Kompatibilität und dem Bewahren konträrer Elemente. Zeichnerische Schnittstellen sind die Adapter unterschiedlicher Auffassungen der Künstler. Unstimmigkeiten erhöhen die Spannungen von Linien und Flächen, grafischem Duktus und malerischer Zeichnung. Diese Kommunikation wird umso ernsthafter, indem sie sich, schwer korrigierbar, als Wandzeichnung manifestiert. Die Arbeit erfolgt etappenweise. Es gibt Vorlagen und Reaktionen darauf. Was angelegt ist, wird umgedeutet, verstärkt oder abgemildert.Stilistische Brüche bekommen eine inhaltliche Bedeutung. Was ein zeichnerischer Fehler ist, bestimmt die Reaktion des anderen Zeichners darauf. Augenblickliche Einfälle entwickeln sich unter dem psychologischen Druck, nicht zu beeinträchtigen, was der andere geschaffen hat. Jeder geht mit diesem Problem anders um. Verbale Kommunikation muss sich immer zeichnerisch materialisieren. Gelungene Abstimmung und die Gefahr des Misslingens liegen nahe beieinander. Die Kooperation gelingt im sich ständig verändernden Schwebezustand der Bereitschaft, dem anderen Spielraum zu lassen und gleichzeitig den eigenen Ausdruck auf den Punkt zu bringen. Die Wandzeichnung ist eines der spannendsten Medien einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Kunstauffassung des Anderen und den Betrachtern der Arbeiten.
Gabriele Worgitzki entwickelt ihre Zeichnungen aus dem Moment des Flüchtigen, die sie in einem Prozess des Übersetzens in einen andauernden Zustand der Visualisierung überträgt. Sie fotografiert zufällig vorbeieilende Passanten auf der Straße. Diese Charaktere auf den Fotos werden von ihr studiert und es wird zu ihnen eine gedankliche Verbindung hergestellt, bevor sie diese zeichnet. In verschiedenen Varianten entstehen Annäherungen, Deutungen oder eine Abwehrhaltung gegenüber den dargestellten unbekannten Personen. Die Porträts bekommen eine Universalität durch die Anonymität der Abgebildeten, ihrer Körpersprache und ihrer Mimik, welche selbst zum Gestus der Zeichnung werden. Die Porträts sind untrennbar verwoben mit augenblicklich gesetzten abstrakten Farbflächen, Verläufen, Klecksen und Schlieren. Auf diese Weise bestimmt das Porträt das nicht abbildende Repertoire der Zeichnung und wird von ihm zugleich geformt. Das Zusammenspiel der Anwendungen derselben zeichnerischen Mittel, die zu abstrakten Zeichnungen führen und im selben Moment ein realistisches Porträt erschaffen, macht die Spannung dieser Zeichnungen zu einem intensiven Erlebnis.
Jörn Gerstenberg schuf modulare Wandzeichnungen deren Verbindungsstellen streng standardisiert sind. Um sich auf eine zeichnerische Zusammenarbeit einzulassen, löste er sich von figurativen ornamentalen Formen der Zeichnung und wendet sich einer offeneren Arbeitsweise zu. Mit Pigmentmarkern arbeitend, verfolgt er eine technisch und emotionslos anmutende Linienführung. Er setzt Linien, die sich in einem imaginären Raum endlos vorsetzen könnten, ihn jedoch klar definieren und logisch bestimmen. Aus Zeitschriften bezieht er Pressefotos von Innenräumen, Gebäuden, Fahrzeugen und Geräten, die in Verbindung mit medial zelebrierten Ereignissen, Katastrophen oder politischen Auseinandersetzungen stehen. Die Motive sind emotional hoch aufgeladen, werden vom Zeichner ihrer unmittelbaren Wirkung entzogen. Als Liniengerüst stark abstrahiert, bleibt ein Unbehagen des Betrachters der Zeichnung. Der Moment der Bedrohlichkeit kontrastiert mit der grafischen Schönheit, die der Eleganz einer klaren Linie innewohnt. Dekonstruktion und Dekorativität der Zeichnung provozieren den Blick des Betrachters, dazu eine Haltung zu entwickeln, zu deuten, sich anzunähern oder eine Abwehrhaltung einzunehmen.
Jörn Gerstenberg

THE DELICATE BALANCE OF TERROR
Maja Rohwetter und Knut Eckstein
Vernissage am 31.05.2013 um 19 Uhr
Donnerstag den 20. Juni 2013 um 19:30 Uhr, filmscreening und artist talk mit Juliane Zelwies
01. Juni 2013 – 29. Juni 2013
Sie zeigt aus Ihrer Videoarbeit "Meisterwerke", Las Meninas (Diego Velásquez)
In Albert Wohlstetters Publikation "The delicate Balance of Terror" von 1958 wird vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Verteidigungspolitik die Rolle der Stabilität der thermonuklearen Balance untersucht. Der Politikwissenschaftler diskutiert die Notwendigkeit dieser Balance einerseits als fragwürdig und riskant, andererseits aber auch als geeignetes Mittel zur Abschreckung.
Die Malerin Maja Rohwetter und der Bildhauer Knut Eckstein beziehen sich in diesem Sinne auf eine Art des Terrors, der eine anhaltende Belastung beinhaltet - hierbei wird eine instabile und unsichere Situation erzeugt - eine empfindliche Balance. Die Bedingungen für diese Art des Terrors können gesellschaftspolitischen wie psychosozialen Ursprungs sein.
Knut Eckstein baut aus teilweise gefundenen "armen" Materialien wie Pappkartons, Plastikflaschen, Verpackungen aller Art, Schnüren und Holzresten Objekte und Installationen, die oft unerreichbar hoch, an Decken, in Ecken, über Schränken angebracht sind oder auf labilen Konstruktionen lagern. Diese Reste der Konsumgesellschaft werden oft brutal und nachlässig behandelt, stellenweise bemalt, umgeformt, verschnürt und von Zeichnungen oder Texten kommentiert - sie stellen in ihrer fragmentarisierten und rekombinierten Form nicht nur die Frage nach der bildhauerischen Ausdrucksmöglichkeit, sondern auch nach dem sozialen und politischen Zusammenhang.
Maja Rohwetter malt Räume und Szenarien, die sich aus bekannten Elementen der realen Welt und konstruierten Elementen der virtuellen Welt zusammensetzen. Die Bildelemente oszillieren dabei zwischen Architektur- und Naturfragmenten, Strukturen aus Computerspielen und abstrakten Farbschlieren- und Flecken, die einer Bewegungsunschärfe entstammen können, einem Fehler des Programms, einer Übergangszone, einer Soll- bruchstelle der Realitätsebenen. Die Wahrnehmung wird verunsichert und wir versuchen im Kopf ein Gesamtbild aus den malerischen Häppchen zu entwickeln - das Ergebnis könnte lauten: "Schwebende Farbknödel mit unregelmässig tektonischer Form vor romantisch-apokalyptischem Himmel" - oder, in der Version der Künstlerin: "agglomerated disbelief".
Für die Ausstellung haben beide Künstler neue Arbeiten entwickelt, die sich mit instabilen und unsicheren Situationen auseinandersetzen, mit zerbrechlichen, bedrohlichen und provisorischen Systemen als Teil unseres Alltags. Teilaspekte der realen Welt verbinden sich mit Strukturen der virtuellen Welt und der künstlerisch gestalteten Welt zu einem Agglomerat poetischer Absurdität vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Lebenswirklichkeit.
Gabriele Künne 2013

"SO SIEHT ES AUS"
Nana Kreft und Ruth Verraes
Eröffnung am Freitag, den 26. April 2013 um 19 Uhr
27. April 2013 – 25. Mai 2013
Nana Kreft und Ruth Verraes haben für diese Ausstellung eine Installation entwickelt, die sich mit Grenzbereichen und Besonderheiten der Wahrnehmung auseinandersetzt. Wahrnehmung, die sich im subjektiven Bereich des kaum Benennbaren aber Sichtbaren bewegt. Die Künstlerinnen inszenieren assoziative Anordnungen, die im Zusammenwirken der Einzelaspekte deren Grenzbereiche und Besonderheiten visuell fassbar machen.
In der Arbeit von Nana Kreft bilden der Raum und die Architektur wesentliche Ausgangspunkte, die sie zunächst als Zeichnungen, eigene Fotos oder auch gefundene Fotos (Zeitung, Internet) sammelt, um sie anschließend in ein vielfältiges Basis-Vokabular aus Formen, Volumen, Flächen und Strukturen zu zerlegen. Aus diesem zerlegten und transformierten Material entwickelt die Künstlerin installative Arbeiten, die die Übergänge von Fläche und Raum thematisieren, von Begrenzungen, von Überschneidungen der objektiv visuellen Wirklichkeit mit der subjektiv wahrgenommenen Wirklichkeit. Ihr Interesse gilt dabei auch den "Fehlern" der menschlichen Wahrnehmung, Irritationen und Verschiebungen.
Für Ruth Verraes stellen die natürliche Landschaft und der Text zentrale Ausgangspunkte dar. Text und Sprache als ein Element, Wahrnehmung fassbar zu machen, Wahrnehmung zu materialisieren und dieses Text-Material auf seine Bedeutung und seine Grenzen hin zu untersuchen. Die Erforschung dieser Bedeutung impliziert für Verraes aber auch die Frage nach dem Einfluss der Sprache auf die Wahrnehmung unserer Umgebung, die damit verbundenen Einschränkungen, die
Uneindeutigkeiten, die Kontextverschiebungen. Die Umgebung, die natürliche Landschaft, stellen für diese Untersuchungen das visuelle Material, an dem die Arbeitsprozesse sichtbar werden. Auch der bildhafte Charakter des Textes bzw. des Zeichens wird mit einbezogen und eröffnet eine weitere Bedeutungsebene.
Auf ähnliche Art und Weise wie Verraes Text und Landschaft in einzelne Teile für ihre Untersuchungen transformiert und in neuen Zusammenstellungen akkumuliert, so verwendet Kreft fragmentarisierte Architektur und urbane Strukturen als Bausteine für den visuellen Text ihrer installativen Arbeiten. Die aus dem ursprünglichen Kontext isolierten, oft sehr grafisch wirkenden Elemente verweisen bei beiden Künstlerinnen als fragiles Objekt, Zeichnung, Fotografie und Installation in unterschiedlichen Zusammenstellungen auf einzelne Überlegungen des übergeordneten Themas. Grenzbereiche und Besonderheiten der Wahrnehmung als Spannungsfeld und Basis dieser Kooperation, haben die beiden Künstlerinnen ihre prozessorientierte Arbeitsweise auch bei dieser Ausstellungskonzeption - die speziell für den Ausstellungsraum bei Axel Obiger erarbeitet wurde - beibehalten.

BLANC ZONE - THE POETRY OF LIMITS
Tatjana Fell und Fernando Niño-Sanchez
22.03.2013 Eröffnung, BLANC ZONE - The Poetry of Limits
FINISSAGE /// Samstag 20 April /// 19 - 21 Uhr
Performance und Gespräch: Zum Wesen der Begrenzungen, Samstag den 06. April, um 20 Uhr
23. März 2013 – 20. April 2013
Ab 19 Uhr gibt es die Möglichkeit zu individuellen Gesprächen und gemeinsamen Austausch mit den Künstler/innen über das Ausstellungskonzept und die Wahrnehmung und Reflektion von Raum.
Sie beginnen nicht mit Bachelard, Lefebvre, Heidegger oder Hölderlin, auch nicht mit Hannah Arendt oder Platon, sie beginnen bei sich und mit sich, mit der Erforschung des Naheliegenden, immer vorhandenen und unausweichlichen Abgeschlossenseins, dem Innen und Außen der eigenen Existenz, der Person, der Künstlerperson.
Sie arbeiten nicht, wie es sonst ihren künstlerischen Arbeiten eigen ist, vom Kontext zum Text, von der Peripherie zum Zentrum, von kulturellen, politischen, sozialen Feldern an Schnittstellen mit deren GestalterInnen - zur terra humanum.
Es wird aus dem „Nichts“ geschöpft, aus dem Weiß die Farbigkeit abgeleitet, aus der Transparenz die Zeitlichkeit, aus der Endlichkeit der Sprache eine Ordnung und aus der Handlung der Tonus von Bewegung und Resistenz, das Geräusch gibt den Klang von Hoffnung oder Aufgabe und wirft zurück was man selber sich ertasten und erfühlen kann.
Als Work in Progress konzipiert entscheiden sich die KünstlerInnen innerhalb dieser Installation zur Verhandlung, zur Kooperation, Kollaboration und gemeinsamer Forschungsreise, die Stellen von Begrenzung und Perforation, Ränder, Schnitte und Überlappungen nachzuzeichnen, zu berühren, zu besehen und aus dem daraus sich formenden, Wert zu entdecken – jenseits der gewohnten Negationen des Durchtrennens, Abspaltens, Absonderns.
In Kolumbien geboren, thematisiert Fernando Niño-Sanchez besonders Eindrücke kultureller Diversität und bearbeitet soziale Akkulturationsprozesse und Konfrontationen mit visuellen Wirklichkeiten auf einer ästhetischen Ebene. Tatjana Fells Arbeiten reflektieren Zonen des Übergangs von latenter Existenz zu Sichtbarkeiten, hierarchische Strukturen, Bewertungssysteme, sowie Konnotationen und deren Wirkweisen und öffnen Übergänge zur Partizipation.
Tatjana Fells & Fernando Niño-Sanchez speziell für den Raum von Axel Obiger konzipierte Installation arbeitet mittels eines Netzwerks aus Metaphern und Verweisen, die sich erschließen, wenn der Besucher sich aktiv in Bezug setzt. Mit ihrer Performance „Zum Wesen der Begrenzungen“ im Rahmenprogramm, erweitern sie diese Nachforschungen.

„leerstellen“
mit Arbeiten von:
Brice Bourdet · Harriet Groß · Harald Hofmann · Nana Kreft ·Abe Rechterschot · Maja Rohwetter · Oliver Schmidt · Tian Tian Wang · Gabriele Worgitzki
Eröffnung am Freitag, den 22. Februar 2013 um 19 Uhr
23. Februar 2013 – 16. März 2013
„leerstellen“
Für den Titel „leerstellen“ der kommenden Gruppenausstellung in der Galerie Axel Obiger waren sowohl ökonomische Bedingungen und situative Geschehnisse, als auch allgemein zu beobachtende Leerstände in gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen die Inspirationsquelle.
Im allgemeinen Verständnis bieten „leerstellen“ dem Rezipienten partizipatorische Anknüpfungspunkte an Inhalte, die durch kulturelle Artefakte gestaltet worden sind.
Innerhalb der Rezeptionsästhetik der Bildenden Kunst sind „leerstellen“ z.B. in der Malerei nicht einfach nur piktoral als Auslassungen oder Lücken zu verstehen, sondern als bewusst eingesetzte Bildelemente, welche die Vorstellungskraft und Kombinationsleistung des Betrachters anstoßen sollen, um im aktiven Prozess der Addition von persönlichen Erfahrungen und Bezügen die fehlenden Bildinhalte individuell komplettieren zu können.
Auch in der Literatur ist die Funktion des bewussten Einsatzes von „leerstellen“ als Orte der Unbestimmtheit oder des Aneinanderstoßens verschiedener Textschichten bekannt, um dem Leser individuelle und aktive Teilnahmemöglichkeiten an der erzählten Geschichte zu eröffnen.
Durch „leerstellen“ wird also nicht nur die Vorstellungskraft des Lesers forciert, sondern auch der Auslegungs- und Interpretationsspielraum erweitert, um schließlich – wenn auch nur teilweise – einen eigenen und übergeordnetenSinn konstruieren zu können.
Marcus Kettel, 2/2013

HIMMEL HÖLLE FEGEFEUER
Betty Böhm und Alke Brinkmann
Eröffnung am Freitag, den 18. Januar 2013 um 19 Uhr
Künstlergespräch am 01. Februar um 18.00 Uhr
19. Januar 2013 – 16. Februar 2013
Die erste Ausstellung 2013 in der Galerie Axel Obiger bewegt sich, wie der Ausstellungstitel "Himmel, Hölle Fegefeuer“ es verheißen mag, zwischen himmlischem Hoffen und höllischem Bangen in mehrerlei Hinsicht. Dabei nehmen die beiden ausstellenden Künstlerinnen Betty Böhm und Alke Brinkmann die vor allem aus dem christlichen Mittelalter bekannte pathetische Symbolik des Fegefeuers, als Schauplatz der Läuterung, mit verschiedenen Medien an unterschiedlichen Orten auf poetische und humorvolle Art und Weise neu unter die Lupe.
Betty Böhm studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und an der San Francisco State University Freie Grafik, Malerei, Bildhauerei, Film- und Videokunst. Zentrale Themen ihrer künstlerischen Auseinandersetzung sind, wie sie es selbst beschreibt „die Ambivalenz der menschlichen Existenz, die all unseren Handlungen zugrunde liegende Gefühlswelt, das Unterbewusste, das sich in zwischenmenschlicher Interaktion niederschlägt sowie das tierische Verhalten im Menschen und vice versa“. Alke Brinkmann studierte an der Hochschule der Künste Berlin Malerei. In der Anfangszeit untersuchte sie mit den Mitteln der Malerei vor allem persönliche und politische Themen, danach reduzierte sie nach und nach inhaltliche Aspekte und machte in ihren Stilleben und Landschaftsstudien die Malerei selbst zum Thema.
Für Alke Brinkmann gibt es nicht die eine richtige Methode ein Bild zu malen. Der Prozess des Malens verbindet für sie das Unterbewusste mit dem Wahrgenommenen. Wie die Kunstwissenschaftlerin Anja Oswald schreibt, ist Alke Brinkmanns Anliegen kein Aufklärerisches, Didaktisches „... ihr Pinsel kratzt subtil an der Oberfläche einer vermeintlich heilen Welt und produziert feine Risse in der Wahrnehmung...“. Dabei eröffnet sie den Besuchern erweiterten Interpretations-Spielraum und sorgt auf faszinierende Weise für die Möglichkeit der Neubetrachtung bekannter Phänomene.
Auszug aus dem Pressetext © Marcus Kettel, Januar 2013
